Streettheater an der 4. Aachener Gesamtschule
Romeo und Julia, Hamlet, die Physiker – Schultheater geht auch anders. Das dachte sich zumindest der Literaturkurs der Stufe Q1 der 4. Aachener Gesamtschule, als er unter der Leitung ihres Lehrers Herr Blech beschloss, das Thema Rassismus und Diskriminierung mit all seinen Facetten in Form diverser selbstgeschriebener Theaterszenen zu inszenieren und in Form eines Street-Theaters aufzuführen.
Es mag für den Zuschauer im ersten Augenblick wie ein Sammelsurium an zusammengewürfelten Szenen erscheinen, wenn die Schülerinnen und Schüler in ihrem Theaterstück im einen Moment noch die gefährliche Überfahrt eines Flüchtlingsbootes nachspielen, und es dann im nächsten Moment um die Diskriminierung eines jungen Mannes an einer Bushaltestelle geht. Und doch wird der Zuschauer recht schnell merken, was die einzelnen Szenen verbindet: Diskriminierung, Ausgrenzung und Rassismus.
Seit nunmehr einem Jahr schon texten, proben und basteln die Schülerinnen und Schüler an ihren unterschiedlichen Szenen, die sie dann zusammen unter dem Titel „Gleich-Gültigkeit“ als Theaterstück aufführen werden. Dabei möchten die Schüler ihre Stücke nicht auf einer großen Bühne inszenieren, sondern dort, wo man Rassismus im Alltag begegnet: Als Street-Theater auf der Straße.
Die einzelnen Szenen des Stücks sind dabei so unterschiedlich, wie die Formen von Ausgrenzung und Diskriminerung, die sie thematisieren: Die Flüchtlingskrise, die Gleichberechtigung von Frauen, Alltagsrassismus und die in der Gesellschaft kursierenden Vorurteile gegenüber Minderheiten.
Den Schülern des Literaturkurses war es dabei wichtig, darzustellen, wie alltäglich Rassismus auch bei uns ist, und dass er uns auch heute noch eigentlich überall begegnet. Es ist ein Thema, das uns alle etwas angeht, und bei dem das Handeln eines jeden einzelnen gefragt ist. Ein großes Problem inmitten unserer Gesellschaft, das gerne übersehen wird. Dabei wollen sie keineswegs mit moralisch erhobenem Zeigefinger agieren, sondern sie regen die Selbstreflexion des Zuschauers an, indem sie ihm einen Spiegel vorhalten. Bei den Dialogen und Darstellungen wird kaum ein Blatt vor den Mund genommen – so, wie das auch bei Rassismus im Alltag nicht geschieht.
„Uns war es wichtig, das Thema Rassismus und Diskriminierung schonungslos und ehrlich darzustellen“, betont Danilo Urban, einer der Schüler des Kurses. „Denn nur so kann man den Zuschauern die Augen dafür öffnen, wie schlimm es für die Betroffenen wirklich ist, dem ausgesetzt zu sein, und ihnen zugleich den Wert von Vielfalt in unserer Kultur zu vermitteln.“Öffentlichkeit und Bewusstsein schaffen: Das ist das Ziel von Herrn Blechs Literaturkurs. Sie wollen das Thema Rassismus anhand ihres Stücks greifbarer machen, den Zuschauern aufzeigen, wie wichtig es ist, dass ein jeder einzelne zu handeln beginnt. Und sei es im Kleinen – können doch kleine Taten schon große Veränderung bewirken.