EINLEITUNG

GRUNDZÜGE DES PÄDAGOGISCHEN PROFILS

Die 4. Aachener Gesamtschule wurde 2011 am Standort einer auslaufend schließenden Realschule als vierzügige inklusive Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe und gebundenem Ganztag gegründet. Unsere Schule liegt im Innenstadtbereich Aachens und wirbt um eine Schülerschaft, die in sozialer, kultureller und ethnischer Hinsicht sehr verschieden und in ihren Begabungen und Fähigkeiten breit aufgestellt ist. Diese Vielfaltwird als Reichtum verstanden. Die Vielfalt der SchülerInnen soll auch in jedem Unterricht gegenwärtig sein. Innerschulische Barrieren, die der Lernentwicklung des Einzelnen hemmend im Wege stehen, sollen minimiert werden. Begeisterung am Lernen können und wollen wir nicht erzwingen oder anordnen. Um Begeisterung zu wecken oder auch wieder zu erwecken, laden wir die uns anvertrauten SchülerInnen ein, ermutigen und inspirieren sie, sich auf Neues einzulassen. Unserer Überzeugung nach braucht Lernen verbindliche und vertrauensvolle Beziehungen. Deshalb sind Vertrauen, Ermutigung und Wertschätzung zentrale Elemente unserer Lernkultur, in der sich die Potentiale unserer SchülerInnen entfalten können.Die an unserer Schule umgesetzte Kultur des Lernens in Lernbüros, Werkstätten und Projektzeiten, unterstützt durch ein nachhaltiges Beratungssystem, gibt allen SchülernInnen die Gelegenheit zu erfahren, dass jeder etwas kann, dass jeder so, wie er ist, gemocht wird, dass jeder mit seinen besonderen Begabungen und Fähigkeiten gebraucht wird, um gemeinsam mit anderen im Team etwas zustande zu bringen.Verantwortungist dabei das zentrale Element:Verantwortung für den eigenen Lernprozess und die Ergebnisse, Verantwortung für die Gemeinschaft, Verantwortung für den Lern-oder Teampartner, Verantwortung für die Umgebung, in der wir leben, Verantwortung für den Umgang miteinander.Seit 2012 sind wir aktiv in der Initiative „Schule im Aufbruch“, die sich dafür einsetzt, dass jede Schule zu einem Ort wird, an dem SchülerInnen ihre Talente entdecken und ihre Potenziale entfalten können. Nach vielen Hospitationen von Kollegien und Lehrergruppen an unserer Schule haben wir zusammen mit dem Bildungswerk Aachen ein regionales Netzwerk „Schule im Aufbruch“ ins Leben gerufen. Es wurde eine Plattform geschaffen, die die Zusammenarbeit und den intensiven Austausch zwischen neun Schulen ermöglicht.

POTENTIALENTFALTUNGSKULTUR

Gemeinsam wollen wir folgenden Leitgedanken mit Leben füllen: Potenzialentfaltungskultur an der 4. Aachener Gesamtschule bedeutet, einen gemeinsamen Raum zu schaffen, der allen die Möglichkeit gibt, ihre individuellen Stärken, Fähigkeiten und Schätze zu entdecken, zu entwickeln und zu vermehren. Unsere Schule ist ein Haus, in dem wir diese besondere Haltung hegen und pflegen, leben und weitergeben. Um diesen Leitgedanken im schulischen Alltag konkret umzusetzen, entwickelten wir unser „Lernhaus“, dessen drei Säulen Potenzialentfaltung möglich machen: die Lernbüros, die Projektzeiten und die Werkstätten.

Lernbüros 

Lernbüros gibt es in den Kernfächern Englisch, Deutsch, Gesellschaftslehre, Mathematik und Naturwissenschaften. Das Lernbüro ist eine vorbereitete Lernumgebung, in der den SchülernInnen unterschiedliche Materialien zur Erschließung der Lerninhalte zur Verfügung gestellt werden. Diese umfassen neben „klassischen“ Lernmaterialien auch interaktive und multimediale Angebote. Es befindet sich mindestens ein Fachlehrer im Lernbüro. Die SchülerInnen können selber entscheiden, welches Lernbüro sie an welchen Tagen aufsuchen. Dem Leitgedanken des längeren gemeinsamen Lernens folgend werden unsere Lernbüros jahrgangsübergreifend zeitgleich genutzt. Dadurch lernen die SchülerInnen bei uns sowohl von als auch miteinander. Der Lehrer ist nicht mehr Taktgeber, sondern Lerncoach. Er begleitet und unterstützt die SchülerInnen in ihren Lernprozessen. Die SchülerInnen arbeiten an Bausteinen, die kompetenzorientiert die fachlichen Inhalte der Lehrpläne abbilden. Alle Bausteine wurden von den Fachlehrern unserer Schule auf drei Niveaustufen so konzipiert, dass alle SchülerInnen individuell und selbstständig mit diesen lernen können. In allen Lernbüros werden den SchülernInnen Werkzeuge zur Selbstkontrolle zur Verfügung gestellt. Bausteine werden überwiegend mit einem Leistungsnachweis abgeschlossen. Den Zeitpunkt des Leistungsnachweises bestimmen die SchülerInnen nach Beratung durch den Lernbürolehrer selbstständig. 

Projektzeit

Nicht das Konsumieren von vorgefertigten Inhalten, sondern die eigenverantwortliche Auseinandersetzung mit selbst bestimmten Themen ist das Ziel unserer Projektzeit. In der Projektzeit erwerben die SchülerInnen eine Vielfalt an methodischen Fertigkeiten: Eigene Forscherfragen entwickeln, Probleme erkennen und Lösungsstrategien erarbeiten, im Team lernen, Präsentationstechniken. Kooperationsbereitschaft und die Fähigkeit Kompromisse einzugehen, Kritik konstruktiv zu erfahren und den Dialog mit den Mitschülern aufrechtzuerhalten erfordern enorme personale Kompetenzen, die Selbstreflexion und Selbstwertgefühl steigern. Projektzeit findet im Klassenteam statt und wird i.d.R. von einem Tutor betreut. Die Oberthemen aus den Fächern Gesellschaftslehre und Naturwissenschaften sind so gehalten, dass jeder Schüler individuelle, an seinen Interessen orientierte Schwerpunktthemen entwickeln kann. 

Immer stärker binden wir Ziele der „global goals“ mit ein. Anhand der SchülerInneninteressen bilden sich die Teams. Ein Aktionsplan in Form eines Portfolios begleitet sie in den Erarbeitungsphasen. So wissen alle Teammitglieder zu jeder Zeit, wer was wann bearbeitet. Diese Arbeitsweise verstärkt das Wir-Gefühl, fördert die Verantwortung jedes Einzelnen für die Gruppe und trägt so zum Gelingen des Projektes bei. Jedes Projekt gliedert sich dabei in folgende Phasen: 

JedeR bringt seine Fertigkeiten in den kreativen Arbeitsprozess ein. In Meilensteinsitzungen wird der Arbeitsprozess regelmäßig reflektiert und es wird besprochen, ob ein vorher verabredeter Arbeitsstand (z.B. Abschluss der Themenfindung, Stand der Recherche, Entscheidung zur Präsentationsform) erreicht worden ist. Während der Projektzeit nutzen die SchülerInnen auch außerschulische Lernorte, z.B. um Experten zu befragen, Informationen und Material zu sammeln, Versuche, Befragungen, Experimente oder Beobachtungen durchzuführen. Bei den Präsentationen der Arbeitsergebnisse stehen die lobende Feedback-Kultur, sachliche Kritik, der Ausbau der Präsentationsfähigkeiten und die Wertschätzung im Vordergrund. 

Werkstätten

Die dritte Säule unseres Lernkonzepts sind die Werkstätten. Hier haben unsere SchülerInnen entsprechend ihren Fähigkeiten und Neigungen die Möglichkeit, in den Bereichen Kultur (Musik und Kunst), Gesellschaft (Religion, Philosophie) und Umwelt und Technik (Arbeitslehre) handlungs-und produktorientiert zu arbeiten. Die Werkstätten sind so eingerichtet, dass sie zum Staunen, Fragen, Ausprobieren und Entdecken anregen. Hier können die SchülerInnen Themen auswählen und bearbeiten, die sie besonders interessieren. Sie haben i.d.R. ein halbes Jahr Zeit, sich damit konkret auseinanderzusetzen. Dieser Zeitraum wird benötigt, um die Themen von unterschiedlichen Seiten zu bearbeiten, neue Herangehensweisen zu erproben und miteinander zu vergleichen. Außerschulische Lernorte oder ExpertenInnen werden in die Arbeit mit einbezogen. Auch in den Werkstätten wird bewusst jahrgangsübergreifend gearbeitet. Ergänzt wird unser Werkstattangebot durch Kooperationen mit verschiedenen Partnern aus dem musisch-künstlerischen Bereich, so z.B. dem TheaterAachen.

 Berufsorientierung

Unsere Schule verfolgt das Ziel, jede Schülerin und jeden Schüler zu befähigen, ihre und seine berufliche Zukunft gemäß den individuellen Neigungen und Fähigkeiten erfolgreich planen und gestalten zu können. Wir werden dieser Aufgabe gerecht, indem wir im Rahmen eines alle Jahrgangsstufen verbindenden Gesamtkonzepts der Berufsorientierung unterschiedliche Module anbieten. Hierbei legen wir großen Wert auf eine vernetzte und interdisziplinäre Zusammenarbeit, d.h. die berufliche und zukunftsweisende Erziehung erfolgt sowohl durch unsere Lehrkräfte im Rahmen der Stundentafel (Arbeitslehre, Werkstattunterricht, Fachunterricht, Fach Zukunftsorientierung) als auch durch unsere außerschulischen Kooperationspartner (Bildungsträger, Agentur für Arbeit, Unternehmen, Kooperationen etc.).Dies sind einige Beispiele unserer Module: Girls‘ Day/ Boys‘ Day, Einführung des Berufswahlpasses, Potentialanalyse, Berufsfelderkundung, KURS, Tag der Unternehmen, Schülerbetriebspraktika, Berufsmesse, Bewerbungstraining.

Selbstverständlich sind auch wir an der Umsetzung von „Kein Abschluss ohne Anschluss -Übergang Schule -Beruf in NRW“ beteiligt. 

Auf dem Weg zur MINT-Schule

Im Jahr 2013 fiel der Entschluss, die 4. Aachener Gesamtschule zu einer MINT-Schule weiter zu entwickeln. Konzeptionell steht die Schule am Beginn dieser Entwicklung, hat aber schon einige Bausteine des MINT-Konzepts im Schulalltag verankert. Kooperationen mit der RWTH und FH Aachen sowie mit dem Forschungszentrum Jülich sind realisiert.

Das Lernen selbst reflektieren

Bilanz-und Zielgespräche sind von Schüler/Tutor vorbereitete Schülersprechtage mit Elternbeteiligung, die einmal im Halbjahr stattfinden. Jeder Tutor ist langfristig für die Hälfte der Klasse verantwortlich.

„Was habe ich bisher geschafft? Wohin möchte ich?“ Um Verantwortung für mein Handeln übernehmen zu können, muss ich Bilanz ziehen und Ziele formulieren können. Im Bilanz-und Zielgespräch kommen SchülerInnen, Tutoren und Eltern zusammen, um gemeinsam das Handeln, die Erfolge und „Niederlagen“ zu reflektieren. Die SchülerInnen bilanzieren ihre individuellen Lernfortschritte selbst. Die Tutoren geben eine Einschätzung aus ihrer Wahrnehmung und vereinbaren gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen konkrete Ziele für das kommende Halbjahr. 

Vereinbarungen müssen sich nicht nur auf fachliche Leistungen beziehen, sie können auch Sozialverhalten, Befindlichkeiten und persönliche Leidenschaften zum Thema haben. Damit SchülerInnen sich Ziele setzen und diese auch erreichen können, brauchen sie Handwerkszeug und Schlüsselqualifikationen in individueller Ausprägung.

Logbuch

Das Logbuch ist Dokumentationsheft, Kommunikationsmittel und Organisationshilfe in einem. Selbstorganisation muss erlernt werden. Kein Schüler kann sich vom ersten Tag an perfekt und ohne Hilfsmittel und persönliche Begleitung organisieren. Das Logbuch ist damit, neben der persönlichen und nachhaltigen Ansprache in der Tutorenberatung, ein wichtiges Werkzeug der Selbstorganisation. Es hilft, neue Aufgabenfelder zu strukturieren und Stück für Stück Verantwortung über das eigene Lernen zu übernehmen. Arbeitsinhalte und Lernfortschritte werden von den SchülernInnen selbstständig festgehalten. Hier wird -vom Schüler und für den Schüler -dokumentiert, welche Zertifikate schon geschafft sind, welche Werkstattbereiche belegt oder welche Projekte bearbeitet wurden. 

Lernen und Lernerfolg hängen nicht unwesentlich von nachhaltig verlässlichen Beziehungsstrukturen ab. Besonders über das intensive Beratungsgespräch wird dieser persönliche Kontakt gepflegt. Das Logbuch ist die Grundlage dieses regelmäßigen Austauschs in der Schule. Neben einem organisatorischen Aspekt wird regelmäßig über Rubriken wie „Mein Wochenfeedback“ oder „Mein Wochenziel“ gesprochen. Prozentränge der Selbsteinschätzung und kurze schriftliche Rückmeldungen von KollegenInnen schaffen Transparenz -auch für die Eltern. SchülerInnen und Lehrer treffen während dieses Gesprächs Vereinbarungen, die im Logbuch festgehalten werden. Nicht zuletzt unterstützt unser Logbuch die Lobkultur der Schule. 

Beratung im Tutorengespräch

Eine wertschätzende Rückmeldung zu individuellen Lernfortschritten durch die TutorenInnen bedeutet, dass der Entwicklungsprozess jedes einzelnen Schülers in den Fokus genommen wird. Der Tutor begleitet und fördert den Lernprozess und erkennt die erbrachten Leistungen an. Erwartungen und Ansprüche werden mit Anregungen verbunden und zugleich mit Konsequenz. Und es werden verbindliche Vereinbarungen für die Weiterarbeit getroffen. Beratungszeiten sind institutionalisiert im Stundenplan jeder Klasse festgeschrieben. Über das Logbuchsind die Eltern in der Lage, die Beratung des Lehrers zu unterstützen und dieses als Kommunikationsmittel zu nutzen. Eltern können sich damit zu jeder Zeit einen schnellen Überblick über die Situation in der Schule, über Vereinbarungen, Rückmeldungen von Fachlehrern und über die Selbsteinschätzung ihrer Kinder verschaffen.  . Tutorengespräche sind Beratungsgespräche, keine Kontrollgespräche –begleiten, nicht belehren.

Schulsozialarbeit

Neben der Kommunikationsstruktur Eltern –Schüler -Lehrer ist ein weiterer wichtiger Aspekt die Schulsozialarbeit. Sie ist ein Baustein der Jugendhilfe, aber durch die räumliche Nähe und die enge Zusammenarbeit mit den LehrernInnen direkt an die Schule angebunden. Sie arbeitet sowohl vorbeugend, als auch intervenierend bei konkreten Problemen. Schulsozialarbeit ist Hilfe zur Selbsthilfe. Dies bedeutet die Hilfe zur Befähigung eigenverantwortlichen Handelns im Sinne des Empowerment-Gedankens. Jede sozialpädagogische Intervention erfolgt in enger Absprache mit den Tutoren nach gemeinsam festgelegten Vorgaben und in dem Bewusstsein einer gemeinsamen Verantwortung für das Kind. Die Zusammenarbeit im Team ist geprägt durch Transparenz und gegenseitigem Respekt vor dem Aufgabengebiet und den Fachkenntnissen der beteiligten KollegenInnen. Systemisch ist das Team der Sozialarbeit mit von ihnen entwickelten präventiven Modulen im Unterrichtsgeschehen eingebunden.

Projekt Verantwortung –Abenteuer Helfen

Die Jahrgangsstufen 7 nehmen jeweils ein Schulhabjahr an der Initiative „Sozialgenial –Schüler engagieren sich“ teil. „Sozialgenial“ wird unterstützt vom Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes NRW. 

Die SchülerInnen gewinnen im Projekt Verantwortung Einblicke in gesellschaftliche Zusammenhänge, kommen in Kontakt mit ganz unterschiedlichen Menschen und gemeinnützigen Organisationen und lernen die praktische Seite des Lernstoffs kennen, dem sie an unserer Schule tagtäglich begegnen. Sie erfahren, was es bedeutet, anderen zu helfen, stets unter dem Motto: Was kann ich tun, was anderen nützt? Um in das „Abenteuer helfen“ eintauchen zu können, suchen sich die SchülerInnen in der Jg. 7 selbstständig Kooperationspartner, die bereit sind, sie für zwei Stunden pro Woche in einem festgelegten Zeitraum von ca. zwölf Wochen aufzunehmen. Hierfür eignen sich soziale Institutionen, Einrichtungen, Organisationen und Vereine, die sich für das Gemeinwohleinsetzen. Zum Abschluss des Projektes „Abenteuer helfen“ findet jeweils eine größere Veranstaltung statt, bei der die Kinder ihre Ergebnisse vorstellen und für ihr Engagement gewürdigt werden.

Projekt Herausforderung

Im Projekt Herausforderung schicken wir Neuntklässler drei Wochen mit einer selbst gewählten Herausforderung und lediglich 150 Euro „raus aus Aachen“. Der Gedanke, Erfahrungen in der realen Welt zu erlangen, stärkt unser Grundverständnis vom Lernen im und am Leben. Hierbei können SchülerInnen ihre Handlungskompetenzen beweisen, Teamstrukturen gestalten und in hohem Maße für sich und Andere Verantwortung übernehmen. Die SchülerInnen planen Ziele, Abläufe, Routen, Finanzierung und Aufgabenverteilung im Team weitestgehend selbstständig. Coaches begleiten sie in diesem Prozess. Externe Kooperationspartner unterstützen uns in Planung und Durchführung des Projektes.

Mediation

SchülerInnen werden im Rahmen der Ergänzungsstunden zu Mediatoren (Streitschlichtern) ausgebildet. Sie unterstützen anschließend in Konfliktfällen und bei der Gestaltung des sozialen Miteinanders. So eröffnet sich ein niederschwelliges Angebot, Konflikte in Eigenverantwortung zu regeln. Ausgebildete SanitäterInnen sowie SporthelferInnen übernehmen ebenfalls Verantwortung im Schulalltag. 

Schule als Lebensraum

Lernen und Leben sind zwei Bereiche, die für uns untrennbar zusammengehören. Wir betrachten unsere Schule als Lebensraum, der von allen am Schulleben Beteiligten -von SchülernInnen, von LehrernInnen, SchulsozialarbeiternInnen und Schulpersonal sowie von den Eltern -gestaltet wird. Wir wünschen uns ein Klima der Wärme, des Respekts und der Toleranz. Dazu gehört Wertschätzung für den anderen, ob Mitschüler oder Mitlehrer. Fehler und Umwege sind erlaubt. Diese Haltung versuchen wir in allen Bereichen unseres Schulalltags zu leben. Hierzu weitere Beispiele: 

Der gemeinsame Anfang

Jeder Schultag beginnt mit dem Gemeinsamen Anfang. Der gemeinsame Start in den Tag findet in der Klassengemeinschaft mit einem der beiden TutorenInnen statt. Er schafft Raum und Zeit für ein gutes Ankommen, er soll den SchülernInnen ermöglichen, sich intensiv und wohlwollend dem Tag und den Menschen zuzuwenden. Hier werden organisatorische und persönliche Fragen geklärt, Konzentrationsspiele gespielt, Geburtstage gefeiert, die Tops und Flops der Woche ausgetauscht, tagesaktuelle Themen erörtert und vieles mehr. Im regelmäßig stattfindenden Klassenrat entscheiden und diskutieren die SchülerInnen über aktuell wichtige Themen. Der Gemeinsame Anfang dient ebenfalls der Planung und Vorbereitung des Tages bzw. am Ende der Woche der Logbuchpflege.

Das gemeinsame Mittagessen

Schon mit der Gründung unserer Schule haben wir entschieden, dass gemeinsame Mahlzeiten in der Mensa ein fester Bestandteil des Schullebens sein sollen. Unsere Schulmensa ist ein wichtiger sozialer Raum für die SchülerInnen, der die Kommunikation und das soziale Miteinander fördert und zur Entspannung beiträgt. Alle SchülerInnen einer Klasse sitzen gemeinsam beim Essen. Sie erfahren, dass Essen mehr ist als nur Nahrungsaufnahme. Ganz nebenbei erlernen die SchülerInnen allgemeine Tischmanieren, das Teilen, Rücksicht nehmen und den respektvollen Umgang miteinander.

Schülervertretung

Weil wir die Vierte Aachener Gesamtschule als Lebensraum verstehen, trägt auch die SV zur Ausgestaltung eines lebendigen Schullebens bei. Dazu gehören saisonale Aktionen wie zu Weihnachten, Ostern, Karneval oder am Valentinstag. Darüber hinaus präsentiert die SV ihre Arbeit am Tag der Offenen Tür und dem Sommerfest. Eine weitere wichtige Aufgabe der SV ist die Moderation und Durchführung des Schülerforums während der mehrfach pro Schuljahr stattfindenden Vollversammlungen sowie die intensive Mitarbeit in den Mitwirkungsgremien, z. B. der Schulkonferenz. 

Wertschätzender Umgang

Jedes Kind braucht drei Dinge: Aufgaben, an denen es wachsen kann, Vorbilder, an denen es sich orientieren kann, und Gemeinschaften, in denen es sich aufgehoben fühlt (Margret Rasfeld)

Wir möchten diese Grundideen in unserer Schule umgesetzt wissen. Menschen brauchen Vertrauen, Ermutigung und das Gefühl, wertgeschätzt zu werden. Motivation und Engagement sind Folge gelungener Beziehungsarbeit und unsere Schule ist der Ort, an dem dafür Raum und Zeit geschaffen wird. Dies spiegelt sich in unseren Modulen des Lernhauses (Lernbüros, Projektzeit, Werkstätten) sowie in der Haltung aller am Schulleben Beteiligter. Insofern möchten wir jedem Schüler und jeder Schülerin in ihrer jeweiligen Individualität auf Augenhöhe begegnen und Gelingensbedingungen für die Ausbildung von Persönlichkeit schaffen. Dabei vertrauen wir auf die Fähigkeiten unserer SchülerInnen, ihre Potenziale zu entfalten und den eigenen Weg zu finden. Die TutorenInnen begleiten und unterstützen diesen Weg in den einzelnen Klassen durch ihre nachhaltige Beratungstätigkeit.

Vollversammlung 

Im Wechsel bereiten die SchülerInnen zweier Klassen die Vollversammlung vor. Die TutorenInnen stehen ihnen dabei beratend zur Seite. Vorschläge für Programmpunkte können von anderen Klassen an die jeweils verantwortliche Klasse eingereicht werden. Programmpunkte in der Vollversammlung können Informationen über schulinterne Termine, Rückblicke, Geburtstage, Belobigungen und Danksagungen, Informationen der SV sowie Beiträge zu Ausflügen, Schüleraustausch, Veranstaltungen, Abenteuer Helfen sein. Daneben ist Raum für kulturelle Beiträge. Die Vollversammlungen erscheinen im Jahresterminplan. Die vorbereitende Klasse hat die Verantwortung für die Organisation und Moderation. Durch die Vollversammlung werden die Selbstverantwortung der SchülerInnen, das Gemeinschaftsgefühl und der Wertschätzungsgedanke gestärkt.

Inklusion

Inklusion ist bei uns natürlicher Bestandteil des gesamten Schullalltags. Unsere Vorstellungen von schulischer Inklusion decken sich mit dem Leitbild unserer Schule: Allen muss die Möglichkeit eingeräumt werden, ihre Potenziale zu entdecken, weiter zu entwickeln und zu leben. Wir orientieren uns dabei am „Index der Inklusion“ sowie am Rahmen der Inklusionsgesetzgebung. Wir stellen uns eine Schule vor, die allen unterschiedlichen Menschen Räume, Zeit und Begleitung anbietet. Im bestehenden Konzept unseres Lernhauses haben wir uns auf den Weg gemacht, systemische Antworten auf die Herausforderungen, die Heterogenität und Inklusion stellen, zu entwickeln. Gemeinsames Arbeiten im Klassenverband in den Projektzeiten, Arbeiten mit Hand, Kopf und Herz in der Werkstattschiene sowie die Arbeit an unterschiedlich konzipierten Bausteinen in den Lernbüros erlauben das „Andocken“ nicht nur eines bestimmten Schülertypus’, sondern aller SchülerInnen am schulischen Lerngeschehen. SchülerInnen mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf nehmen am Projektunterricht im Klassenverband teil. Bei ihrer Arbeit werden sie von den Lehrkräften und MitschülernInnen unterstützt. In den Werkstätten profitieren sie besonders von der handlungsorientierten Herangehensweise.

Feedback-Kultur

Damit die Lernenden ihre persönlichen Leistungen richtig einschätzen können, bedarf es differenzierter und neuer Formen der Rückmeldung. Eine Feedback-Kultur, die das Gelungene hervorhebt und Anregungen für die Weiterarbeit gibt, ist anspornender als sanktionierende Bewertungen. Sie hilft, das Lernen zu reflektieren und die eigenen Leistungen einzuschätzen.

Offenheit nach Außen

In unserem Verständnis kann es nicht nur Aufgabe von Schule sein, Bewährtes zu transmittieren, sondern wir müssen unsere Schule prozesshaft neu denken und weiterentwickeln und diese Herangehensweise als Weg und nicht als Ziel begreifen. Dazu bedarf es systemischer Evaluation und auch Sachverstandes von außen. Deshalb verstehen wir unsere Schule als eine offene Schule, die sich intern wie extern eingebrachten Perspektiven nicht nur regelmäßig stellt, sondern diese als notwendigen Bestandteil des Entwicklungsprozesses begreift. Dies erfahren wir als Grundbedingung für das Gelingen einer Schulgemeinschaft, deren Ziel es ist, junge Menschen auf die vielfältigen Anforderungen einer modernen Gesellschaft und der zunehmend komplexer werdenden Arbeitswelt vorzubereiten.

Die Kooperation mit Unternehmen und Institutionen der Region (z.B.: Continental, Studierendenwerk Aachen, RWTH Aachen, KatHo Aachen) öffnet ein weites Blickfeld auf Möglichkeiten der beruflichen Orientierung. Das Projekt Herausforderung fördert die Erfahrung von Selbstwirksamkeit und Selbstbewusstsein.

Wir verstehen uns als offene Schule – Offenheit nach außen ist für uns eine der Grundbedingungen für das Gelingen von Schule als der Raum, der junge Menschen auf ihr Leben als handlungsfähige und selbstbestimmte Mitglieder unserer Gesellschaft vorbereitet. Vor diesem Hintergrund soll ein stetig wachsendes Netzwerk an außerschulischen Partnern den SchülernInnen zusätzliche Perspektiven eröffnen, soll Angebote liefern, ihren individuellen Neigungen und Interessen nachzugehen, und Möglichkeiten bieten, ihre Potenziale und Talente zu entfalten sowie ganz neue zu entdecken. Die intensive Auseinandersetzung mit externen Perspektiven bereichert und verändert unsere Schule.

Die Zusammenarbeit mit dem Theater Aachen, floodlight und der privaten Musikschule GANZ OHR sowie die Aktivitäten im Kulturagentenprogramm erweitern den Horizont unserer SchülerInnen im musisch-künstlerisch-kulturellen Bereich und verankern kulturelles Leben als unabdingbaren Bestandteil von Schule.

Selbstverständnis als gute gesunde Schule

Wir verstehen Gesundheit und Wohlbefinden als Gelingensbedingung für Schule und Lernen. Bewusst Gesundheit und Bildung aufeinander zu beziehen, ist Grundlage für die soziale wie psychische Zufriedenheit aller am Schulleben beteiligten Anspruchsgruppen. Insofern ist und bleibt es unser Anliegen und unser Anspruch, Schule und Schulalltag für alle Beteiligten gut und gesund zu gestalten. Fragen zur gesundheitlichen Stabilisierung und Stärkung werden bei allen konzeptionellen Schritten mitgedacht. Weiter Informationen lesen Sie hier.

Schlusswort

Eine Schule, die meint, sich nicht weiter entwickeln zu müssen, die meint, immer nur „Bewährtes“ weitergeben zu müssen und sich selbst als System nie in Frage stellt, ist „tot“. Gerade als Schule müssen wir mit dem gleichen Ernst an uns lernen und arbeiten, wie wir es den Kindern und Jugendlichen vermitteln wollen. Eine lebendige Schule lernt und entwickelt sich ständig weiter. So betrachten wir den heute erreichten Entwicklungsstand als Zwischenergebnis eines Prozesses und bemühen uns ständig,  diesen Prozess lebendig zu halten u.a. dadurch,  dass wir:

  • Führungsverantwortung an Arbeitsgruppen delegieren, denn nur durch Übernahme von Verantwortung vieler bzw. aller KollegenInnen werden unterschiedlichste Stärken für die Schule fruchtbar gemacht
  • regelmäßig unseren Standort durch Evaluationskonferenzen bestimmen. Es findet permanent eine Festlegung und Strukturierung weiterer Entwicklungsschwerpunkte statt, die auch im Rahmen unseres Fortbildungskonzeptes aufgenommen wird
  • die enge Zusammenarbeit mit acht weiteren „Schulen im Aufbruch“ in NRW, die sich ähnlichen Zielen verpflichtet sehen, institutionalisieren, da es sich als gegenseitig befruchtend (best practice) beweist und zu gemeinsamen Fortbildungen in den Bereichen führt, in denen Entwicklungsbedarfe gesehen werden
  • neue Kolleginnen und Kollegen durch Einführungsveranstaltungen und Fortbildungen mit unserer Schule und unserer Schulkultur vertraut machen und professionalisieren.
  • Teamstrukturen für das gesamte System als Organisationsform pflegen und dadurch eine gute Beziehungskultur und die Professionalität unserer Lehrkräfte stärken und ausbauen.

In unserer Schule bestand das jetzige Konzept nicht von Anfang an. Schritt für Schritt haben wir im Kollektiv des Kollegiums durch Impulse von außen und innen Veränderungen vorgenommen. Diese Veränderungen waren immer begleitet von großen Zweifeln. Wir mussten mit Widerständen von verschiedenen Seiten klar kommen.

Uns hat es im Entwicklungsprozess geholfen, dass Gleichgesinnte, ähnlich Gesinnte und auch Verfechter sog. „bewährter Systeme“ mit uns diskutiert und nachgedacht haben. Das hat uns gestärkt und „Mut zur Veränderung“ gegeben. Das hat uns unsere Schule, so wie sie ist, entwickeln lassen. Durch diesen Prozess wird auch die Professionalität, hohe Motivation, große Belastbarkeit und Innovationsfreude aller am Schulleben Beteiligter dokumentiert.

Besonders die hohe Motivation und die Freude aller an Gestaltung von Schule stellen für die Zukunft sicher, dass unsere Schule lebendig bleibt und sich weiterhin positiv entwickelt.